„Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen.“ Prediger 4,9
Im letzten Monat gab es manche Dinge zu tun, die mir persönlich ehrlich gesagt nicht besonders liegen. Zum Glück gibt es Tobi, der solche Aufgaben mit einer Selbstverständlichkeit erledigt, die mich ein wenig neidisch macht.
Immer wieder versuche ich zu helfen, und oft gelingt es. Aber als wir die Fundamente unserer kleinen Hütte ausgraben, komme ich an meine Grenzen. Während ich mich mit der Schaufel und den schweren Eimern voller Dreck abmühe, läuft es bei Tobi einfach. Er findet sogar Zeit, mir ein paar Schaufeltricks zu zeigen. Denn Tobis Schaufel ist immer ganz voll, meine hingegen trägt meistens nur ein klägliches Häuflein auf der Kante. Bei Tobi wächst in solchen Situationen die Ungeduld, und bei mir verschwindet die gute Laune. Schließlich entscheide ich dann, dass es wahrscheinlich besser ist und viel effektiver, wenn ich zwischendurch einfach Plätzchen oder Brot backe…. und tatsächlich haben wir beide mehr davon.
Es gibt auch solche Tage, an denen wir uns gegenseitig helfen müssen. An einem solcher Tage bastelt Tobi am Quad rum, um ein Schneeschild anzubringen und verzweifelt fast am Unterbodenschutz. Zum Glück bin ich grad da und kann ihm helfen, die Schrauben oben rein zu pfriemeln, währender er unter dem Quad die Abdeckung halten muss.
Als ich Tobi dann erkläre, dass wir wieder die falschen Schrauben für die Schranktüren besorgt haben, weil diese in den Löchern von selbst verschwinden, bin ich schon recht frustriert. Aber dann stellt sich heraus, dass wir auch längere Schrauben gekauft haben. Es hilft eben, mal auf der Packung die Angaben zu beachten….
Es gibt aber auch vieles, was bei mir super klappt. Dazu gehört zum Beispiel das Abspritzen der Hütte mit dem Hochdruckreiniger, das Aufräumen der Baustelle, das Ausräumen der Hütte, das Isolieren des Hühnerstalls und das Abdecken der Löcher in der Hauswand vom alten Haus.
Nostalgie Alte Schätze
Als Tobi unser Dach flickt, bin ich auch draußen auf der Leiter… zugegeben aber nur um die Fenster zu putzen. Höher hinaus zieht es mich wirklich nicht! Allerdings streiche ich die neuen Bretter für die Verschalung ganz ansehnlich.
Während mich das alles anfangs noch sehr nachdenklich und auch ziemlich frustriert stimmt, entwickle ich mit der Zeit ein ganz anderes Gefühl für diesen Zustand. Ich nenne es Dankbarkeit. Anstatt mich zu beklagen, dass ich nicht bei allem helfen kann, bin ich einfach nur dankbar, dass Tobi solche Aufgaben mit Leichtigkeit für uns erledigt und ich schaue auf die Dinge, die ich allein bewältigen kann. Dazu gehört dann das Abschleifen und Streichen der Küchenschränke, das Befreien der Scharniere von Farbe, das Anbringen der Scharniere und der Schranktüren, … Und Tobi sagt dann so etwas wie: „Ich bin stolz auf dich“.
Ich könnte mir trotzdem nicht vorstellen, hier in Schweden dieses Leben allein zu meistern – beziehungsweise, wenn, dann würde ich wohl ständig irgendwelche Mechaniker, Holzmacher oder Dachdecker ordern.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr mache ich meinen Frieden damit, dass ich nicht alles können muss. Ich habe immer von einem Leben geträumt, das außerhalb eines Einfamilienhauses in einem Vorort liegt. Ich wollte dieses Leben im Abenteuer und jetzt habe ich es. Und außerdem habe ich den passenden Lebenspartner dafür.
Viele schlechte Nachrichten ereilen uns hier in Schweden, und mehr als einmal sage ich zu Tobi: „Wie gut, dass wir uns haben“. Einige unserer Bekannten haben ernste gesundheitliche Probleme und wir können nur für sie beten. Freunde haben ihre Arbeit verloren. Verwandte ihren Lebenspartner, andere ihr Zuhause, ihre Träume. Wir können Gott nicht oft genug sagen, wie dankbar und demütig wird darüber sind, dass er uns soweit bewahrt hat. Und dass es uns möglich ist, wenn auch nicht im Land unserer Träume, so doch annähernd unseren Traum zu leben und uns über dieses Leben zu freuen. Das ist ein wirklich wunderbares, ultimatives Geschenk.
„So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen. Wenn er zu essen und zu trinken hat und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann, ist das Gottes Geschenk.“ Prediger 3, 12 + 13