Zeit für Neues

Der Februar steckt voller guter Neuigkeiten. Wir treffen neue Leute, erweitern unsere Einrichtung, bessern Möbelstücke auf,
bereichern unser Wissen, lernen dazu und investieren in Neues.

Es überrascht mich manchmal, wie wir die richtigen Menschen treffen, für die wir sehr dankbar sind und die unseren Horizont erweitern. Durch sie erfahren wir so viel
Wissenswertes über das Leben in Nordschweden, über Sitten, Gemüseanbau, Skigebiete, Ämter,…wir gewinnen neue Freunde und verbringen eine gute Zeit zusammen.

Inzwischen haben wir Olov getroffen, einen Urschweden, der hier im Norden tonnenweise Biokartoffeln, Biokarotten und Biokraut anbaut.
Und nicht nur das: er stellt Unmengen von Sauerkraut her. Wir sind ganz begeistert! Es interessiert mich wahnsinnig, wie das alles funktioniert.
Daher freuen wir uns riesig, dass Olov gerne sein Wissen mit uns teilt. Ich bin sehr gespannt, denn er möchte sich unseren Hof anschauen
und uns dabei helfen, die richtigen Stellen für unseren Anbau zu zeigen. Außerdem kann ich es kaum glauben, wie günstig er seine Kartoffeln
aus dem Lager anbietet. Ein gutes Gefühl, dass unsere Kartoffeltruhe im Keller nun gefüllt ist!

Eine Tiermedizinerin, die mit ihrer Familie vor ein paar Jahren aus Deutschland nach Schweden kam, kennen wir inzwischen schon eine ganze Zeit lang
und wir treffen uns regelmäßig zum Kaffee und tauschen uns gegenseitig aus. Ich erzähle ihr, dass unser alter Kater Bonnie (16) auffällig viel trinkt, unruhig schläft und sichtlich abmagert. Sie hat festgestellt, dass er an einer Nierendiabetes erkrankt ist.
Mit ihrer Hilfe bekommt Bonnie die richtige Medizin und eine Ernährungsumstellung und ich merke, wie es ihm inzwischen besser geht.
Von ihr erfahre ich auch, wie man Gemüse durch Fermentieren auf eine gesunde Art haltbar machen kann. Bisher kannte ich nur das Einfrieren und das Einkochen.
Das Fermentieren werde ich bald einmal ausprobieren, da es verschiedene Vorteile haben soll, wie beispielsweise die Verdaulichkeit und das Erhalten der Vitamine.

Tobi und ich finden, dass weniger „Zeugs“ eigentlich mehr ist, aber wir sind nicht extrem in diesem Punkt. Es gibt Dinge, die unser Leben bereichern und Dinge,
die Ballast sind. Wir sind schon recht gut im Aussortieren gewesen, als wir nach Schweden gezogen sind – denn, das wissen manche vielleicht nicht,
wir sind aus einem großen Haus zunächst für etwa sechs Wochen in unseren Wohnwagen gezogen. Diese kurze Zeit haben wir bei einer ganz tollen Familie
beim Schluchsee verbringen dürfen. Sie hat dort ein großes Grundstück und somit auch Platz für einen Anhänger, in dem noch einige unserer Habseligkeiten
untergebracht waren. Der Auszug aus unserem wunderschönen alten Bauernhaus bei Waldshut ging Schlag auf Schlag – wir mussten also schnell entscheiden,
was wir mitnehmen konnten und was nicht. Einiges hatten wir in falscher Hoffnung bereits nach Kanada geschickt und für Möbel gab es recht wenig Platz – umso schöner, dass unser Hausverkäufer viele Möbelstücke da gelassen hat.


Ich hatte im letzten Beitrag bereits angedeutet, dass ich das Schneemobilfahren üben werde. Tobi hat sich inzwischen schon oft im Tiefschnee fest gefahren und kennt sich zum Glück gut damit aus, wie das Gefährt wieder frei zu bekommen ist. Er zeigt mir ein paar Tricks. Ich muss zugeben, da wir so viel Pulverschnee und Unebenheiten hier haben, fällt mir das Handling sehr viel schwerer als im Yukon, wo es nicht so viel Schnee gab und wo ich meistens in einer von Tobi vorgefertigten Spur fahren konnte. Manchmal macht es mir auch Angst, beispielsweise wenn ich aus einem gebahnten Abschnitt in den Tiefschnee fahre. Es ist ein wenig, wie gegen eine Wand zu fahren und das Schneemobil macht dann oft nicht, was ich möchte. Im Yukon war ich damit recht lässig umgegangen – ich weiß nicht, geht es nur mir so oder wird man allgemein ängstlicher, je älter man wird? Tobi hatte mir damals eingeschärft: Bei Hügeln bloß nicht vom Gas gehen! Also habe ich das einfach gemacht und auch bei den Hügeln vor unserem damaligen Nachbarn – also bei seinen Schneehäufen, von denen er zwei hintereinander hatte. Was für ein Spaß, als ich wie eine Verrückte über die beiden drüber geschanzt bin und Pat mir am nächsten Tag erzählt hat: „Irgendso ein Verrückter ist hier mit seinem Schneemobil vorbei gekommen und ich dachte, jetzt überschlägt er sich gleich!“

Je mehr Schweden wir kennen lernen, desto mehr möchte ich endlich schwedisch lernen. Meine App hilft mir beim Einprägen der Vokabeln und einiger Sätze, aber meine Aussprache ist schlecht – ein Indiz: wenn ich mit Schweden spreche, schauen sie mich so fragend an… Hier wird zwar ein derber Dialekt gesprochen, den in Südschweden scheinbar niemand versteht, aber das ist mir egal. Ich brauche jemanden, der mit mir schwedisch spricht und daher begebe ich mich nun auf die Suche nach einer Person, die Zeit hat und ihre Haushaltskasse aufbessern mag. Ich nehme mir fest vor, Saskia zu fragen, ob sie jemanden kennt. Eventuell hänge ich auch eine Anzeige im Tante-Emma-Laden im Nachbardorf aus.

„Ringe um Verstand und Urteilskraft, suche danach voller Eifer wie nach einem wertvollen Schatz!“ Sprüche 2, 3-4

Ach ja, und die Immobilie…ein Thema, das mir anfangs eher Bauchschmerzen und Alpträume bereitet hat. Nunja, für 2500 Euro kann man nichts falsch machen, oder?
Inzwischen sehe ich die Sache einfach als Abenteuer. Der Zustand des Hauses ist ja auch abenteuerlich…und wer weiß, vielleicht haben wir unseren Spaß damit –
obgleich uns eigentlich hier auf unserem Hof die Arbeit für mindestens weitere drei Jahre reicht. Ob wir überhaupt noch so lange hier sind? Aber diese Überlegung
kann uns nicht bremsen, selbst nicht in diesem Punkt. Wir gehen aufs Ganze und kaufen das Ding – total verrückt aber irgendwie auch cool!

Die Investition in ein mobiles Sägewerk ist da schon sehr viel konkreter. Da wir viel Wald haben, können wir durchaus etwas Bauholz anfertigen. Allerdings bleibt zu bedenken, dass dieses auch erst einmal über etwa ein Jahr trocknen sollte, bevor es verbaut wird, zumindest, was den Innenausbau angeht. Tobi meint, für den Außenbereich sei es sofort nutzbar, weil es dann nicht so schlimm ist, wenn es sich beim Trocknen verzieht. Am Carport beispielsweise wäre es nicht so schlimm oder beim Dach fürs Gewächshaus. Ich bin mal gespannt auf die neuen Erfahrungen mit dem mobilen Sägewerk.

Die Tage werden länger und sonniger und die Zeit vergeht wahnsinnig schnell. Die vielen hellen Sonnenstunden und der klare Himmel sind überwältigend. Nachts staunen wir über den Sternenhimmel und die Nordlichter. Der Schnee funkelt in den Bäumen, als wären Diamanten daran und reflektiert das Licht. Wir genießen es einfach. Gab es sie überhaupt einmal – diese dunklen, trüben Dezembertage? Was für ein schöner Gedanke, dass dunkle Zeiten zu einem Ende kommen und wir danach von Freude und Dankbarkeit überwältigt werden.

2 Kommentare

  1. Christoph Goller

    Hallo Simone, du berichtest sehr gut, du könntest ein Buch schreiben. Ich bin richtig begeistert davon. Du musst mir unbedingt schreiben, wie Tobias mit dem Sägewerk zurecht kommt. Ich schließe euch in meine Gebete ein. Bis bald! Christoph

    • Hallo! Dankeschön. Das mache ich, sobald wir das Sägewerk aufgebaut und in Betrieb genommen haben.
      Liebe Grüße!

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