Reichlich spät kommt mein Blogeintrag zum Februar, weshalb ihr weiter unten auch gleich den Beitrag zum März findet. Das hängt auch damit zusammen, dass ich in diesem Monat lieber Informationen und Impressionen aufsauge, statt selbst kreativ zu sein. Die sonnigen Tage tragen auch nicht gerade dazu bei, meine Schreibfaulheit zu überwinden. Dafür gibt es nun bereits einen kleinen Einblick zum März – schaut dafür mal auf die Seite „Gastbeiträge“ und ein Video, welches einige Highlights unserer zwei Jahre in Lappland in 5 Minuten zeigt.
Unser zweiter Februar in Lappland ist komplett anders als der im letzten Jahr: er ist milder mit viel mehr Sonnenschein, sehr viel weniger Schnee und zeitweise mit Tauwetter. Die Bäume wirken dadurch ganz anders, da sie nicht, wie so oft im Winter, mit Schnee bedeckt sind. Sie sind kahler, liefern dadurch aber gleichzeitig kontrastreiche Aussichten auf dunkelgrüne Nadelwälder mit von Rauhreif bedeckten Birken davor. Manchmal ziehen sich Nebelschwaden durch das Dunkelgrün des Waldes. Das Gesamtbild ist nicht gerade eine Winterwunderwelt, hat aber durchaus seinen Reiz.
Viel häufiger als im vergangenen Winter, sind in diesem Jahr die Eichhörnchen zu sehen. Sie kommen auch näher ans Haus heran, sie klauen sich Isoliermaterial aus dem Dach des alten Schwedenhauses und bedienen sich ganz ungeniert am Futterhäuschen. Mich freut das sehr und ich bin fast nur noch dabei, Fotos zu schießen. Es ist wirklich schwierig, sich morgens aufs Frühstück machen, Backen, Stricken oder Schreiben zu konzentrieren, wenn sich mir ständig solche Motive vor der Nase präsentieren:
Manchmal sitzt ein Schwarm tiefroter Dompfaffen in der Birke vor dem Haus; das sieht dann aus, als hinge der Baum voller roter Früchte in Vogelform. Der Buntspecht hat eindeutig seinen Lieblingsplatz auf dem toten, abgebrochenen Ast. Ein ganz charmanter, neuer Besucher ist der kleine Birkenzeisig. Er besticht durch seine lässig fröhliche Art in Begleitung mit einem reizvollen Weinrot, welches er auf Haube und Kropf trägt.
Während ich vorwiegend mit Gartenplanung, Tomatenvorziehen, Fotografieren, Schneeschuhwandern und Haushalt beschäftigt bin, macht Tobi zusammen mit einem Freund an der Hütte weiter. Er zieht die toten Fichtenstämme mit dem Schneemobil aus dem Wald, gemeinsam sägen sie Bretter aus den Stämmen, befestigen die Isolierwolle am Hüttendach, bringen eine Dampfsperre an. Tobi und ich verkleiden die Innenseite des Daches mit den schönen Fichtenbrettern. Es fasziniert mich, dass wir unser Baumaterial selbst herstellen können.
Wer viele Fahrzeuge besitzt und in Gebrauch hat, weiß, dass immer mal wieder Reparaturen anfallen. Eines unserer Schneemobilen geben wir an einen Bekannten ab, der sich super mit den Maschinen auskennt. Unser Freund, der professionelle Schweißer, schweißt eine abgebrochene Halterung an die Schneemobilkuve. So spannend, wie aus einer uralten Maschine ein brauchbares Fahrzeug werden kann.
Ich beginne wieder damit, Pflänzchen vorzuziehen und dieses Mal klappt es mit Hilfe von Vorkeimtricks, Tageslicht und anderen Tipps schon sehr viel besser.
Die Hütte wird noch im Inneren mit Acryl verfugt, damit es nicht mehr durch die Ritzen ziehen kann. Abschließend erhält sie noch eine schließbare Tür.
Da Tobi ein Fenster in die Tür einbaut, wird der untere Hüttenbereich nochmals etwas heller und freundlicher.
Im Gegensatz zum Januar befassen wir uns in diesem Monat sehr viel mit Nachrichten und saugen Informationen aus den verschiedensten Medien. Wir verfolgen die Ereignisse sehr interessiert und regelmäßig und ziehen häufig einen höchst kontroversen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Quellen. Insbesondere verfolgen wir Lifeaufnahmen in und um Ottawa – im Zusammenhang mit dem Freedomconvoy -, die alles noch einmal in ein ganz anderes Licht rücken als die Berichterstattung einiger Medien.
Beim Fotografieren ist es oft ähnlich wie mit der Informationsbeschaffung: der Blickwinkel, der Fokus, das richtige Licht, der passende Moment und der Bildausschnitt – all diese Dinge spielen eine wichtige Rolle bei dem, was gezeigt werden soll. Unten ein paar Beispiele:
Vordergrund oder Hintergrund – was soll ich scharf stellen? Was ist interessanter – was augenscheinlich passiert oder der wahre Grund des Geschehens?
Ein Größenvergleich: ohne meine Person vor dem künstlichen Eisberg in Lycksele, wäre die augenscheinliche Größe desselbigen nicht so imposant:
Wild, frei und so lebendig
Der März steckt im wahrsten Sinne des Wortes voller Leben!
Nach meiner kreativen Flaute sprudelt es in mir über und muss raus: all die Ideen, die Worte, die Phrasen und Weisheiten. Daher nun gleich zwei Blogeinträge auf einmal.
Gitte, Tobis Mama, war zu Besuch und es ist unglaublich, welchen Spaß wir mit ihr haben konnten! Sie hat wirklich alles mitgemacht und ich bin schwer beeindruckt von ihrem Sinn für Abenteuer und ihrer Energie! Wir unternehmen zunächst kleinere Fahrten mit dem Quad auf dem Grundstück, dann eine tolle Schneemobiltour zusammen mit Freunden und schließlich fährt Gitte sogar allein auf dem Schneemobil und so unternehmen wir eine Tour zu dritt in das historische Dorf, das 4 Kilometer von uns entfernt an einem großen See liegt.
Mein Garten im Haus wächst und gedeiht; alles läuft bereits etwas besser ab als im vorangegangenen Jahr. Ich habe viel dazu gelernt! Jetzt führe ich mein Gartentagebuch auch schon etwas professioneller und mit mehr Fleiß. Das Keimen der Pflanzen macht süchtig und die fehlenden Töpfe und Vorziehhäuschen sind kein Hindernis mehr, denn ich werde immer kreativer, was das Upcycling angeht. Ich fühle mich unaufhaltsam! So, wie der Frühling mit unaufhaltsamen Schritten zu kommen scheint, schreitet das Wachstum und die Menge der Pflänzchen voran.
Es gibt vieles, was ich in diesem Jahr anders mache. Einiges davon kostet mich Überwindung und es findet eine Veränderung in mir statt: meine Einstellung.
Die Grundeinstellung, viel aus wenig zu gewinnen, hat sich als hinderlich erwiesen. So scheue ich in diesem Gartenjahr weniger Kosten und ebenso weniger Mühen.
Ich bestelle diverses Biosaatgut, achte auf Qualität und Nachhaltigkeit, kümmere mich um Sortenvielfalt, kaufe Anzuchtserde und Pflanzenerde in der mittleren Preisklasse. Tobi besorgt weitere Anzuchtshäuschen und bestellt ein paar Tageslichtlampen, Blumentöpfe sowie andere nützliche Dinge. Kurzerhand werden die Gästetimmer in eine Art Gewächshaus verwandelt. Ich sammle Pringelspackungen, Eierkartons und Plastikbehälter (von Eis und Süßigkeiten), Milchkartons, Joghurtbecher, Deckel als Untersetzer, … und funktioniere alles mit Hilfe von Folien, Deckeln und Gefrierbeuteln in Minigewächshäuser um.
Es ist nicht viel Aufwand, die Samen in die Erde zu bringen aber gleich anschließend werden sie zu meinen Schützlingen, die ich hegen und pflegen muss. Sobald sie keimen, bin ich hin und weg! Es macht mich buchstäblich süchtig nach mehr.
An meiner aufblühenden Gartenlaune ist aber auch die Stimmung draußen schuld!
Der März verspricht einen baldigen Frühjahrsausbruch – fast könnte man fälschlicher Weise meinen, es wäre bereits Frühling! Die Sonne erwärmt tagsüber alles mit einer riesigen Energie! An vielen Tagen haben wir bis zu 12 Stunden Sonne. Die Temperatur steigt oft über null und so erscheinen uns die nächtlichen Minusgrade geradezu surreal. Die Wärme und das Licht ziehen uns nach draußen und erwecken in mir den Wunsch nach Blumen.
Wir träumen von einem Selbstversorgergarten, von etwas Einkommen durch die Vermietung unserer Hütte, von Zelten, des Wohnwagens, eines selbst gebauten Floßes auf dem See, von der Renovierung des roten Schwedenhäuschens und der großen Blockhütte und von einer Sauna, sowie einer Hot Tub unter dem Sternenhimmel mit gelegentlicher Aussicht auf das Nordlicht. Ein Baumhaus wäre auch toll und wir brauchen noch ein paar Duschhäuschen für draußen, sowie ein toll renoviertes Badezimmer für unsere Gäste im Haus. Und wenn ihr jetzt denkt, dass wir verrückt sind, weil wir ja eventuell schon übermorgen nach Kanada fliegen, dann liegt ihr vollkommen richtig! Es ist schön, etwas rumzuspinnen und zu träumen aber es macht mich auch manchmal wahnsinnig. Ich meine, ihr kennt das ja schon: unsere ständige Balance zwischen Aufbau und Zeltabriss. Der einzige gesunde Gedanke dabei ist: was auch immer wir an Energie aufwenden, es ist keine Verschwendung. Irgendjemand wird schon irgendwann mal einen Nutzen von all dem haben. Hauptsache, die Kraft für das große Ziel Kanada geht uns nicht aus.
Zurück zu den Abenteuern im März – sie waren einfach großartig! Wir hatten ganz tolle Schneeschuhwanderungen gemacht, eine davon war ziemlich weit und ging nicht nur über festgefrorene Wege, sondern auch durch ein paar Kilometer Tiefschnee. Zum Schneeschuhwandern muss noch gesagt sein: es ist anstrengend, sich durch den tiefen Schnee zu kämpfen. Nicht immer sind die Schneebedingungen so, dass man mit den Schneeschuhen auf der Oberfläche bleibt – genau genommen, ist das eher selten der Fall. Je tiefer, lockerer und schwerer der Schnee, desto anstrengender wird es. Das ist auch der Grund, weshalb ich meine Pfade schon zu Winterbeginn ablaufe und regelmäßig benutze, oder weshalb Tobi mir anfangs einen Schneemobilpfad macht, damit ich weitere Strecken zurück legen kann. In jedem Fall war die Schneeschuhwanderung zusammen mit Gitte, meiner Freundin und mir ein echtes Abenteuer. Zirka acht Kilometer haben wir insgesamt zurück gelegt, davon waren 1,5 Kilometer der absolute Kampf durch den Tiefschnee. Dabei macht es mir selbst grundsätzlich wenig aus, mich abzukämpfen. Doch nach 1 Kilometer war ich wirklich platt und froh, dass meine Freundin anschließend voraus gegangen ist. Der Erste hat es für bekanntlich am schwersten. Nicht bei jedem Schritt sind wir eingebrochen und so kam es durchaus auch vor, dass wir unerwartet abgesunken und dabei aus dem Gleichgewicht geraten sind. Wer schon einmal mit Schneeschuhen in den tiefen Schnee gefallen ist, weiß, dass das Aufstehen danach einige Geschicklichkeit und Kraft erfordert. Es ist wirklich beachtlich, wie wir uns durchkämpfen – vor allem Gitte. Sie ist zäh und taff. Am Ende können wir alle stolz auf uns sein und haben uns einen gemütlichen Abend so richtig verdient.
Ich liebe solche Abenteuer, an denen ich ein wenig an meine Grenzen komme und kämpfen muss. Sie machen mich stärker und geben mir ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl. Im Allgemeinen sind meine Schneeschuh-Entdeckungstouren eine abenteuerliche Erfahrung. Vor allem dann, wenn es keine Grenzen mehr gibt, da die Schneeoberfläche derart hart gefroren ist, dass ich nirgends mehr einsinke. Dann tauche ich völlig ein in eine wilde Welt von fremden Wäldern, Ebenen, voll neuer Landschaften, interessanter Bäume und durchdrungen von Tierspuren im Schnee. Ich fühle mich einerseits klein, andererseits auch so stark, wild, lebendig und geerdet.
Ein paar weitere tolle Erlebnisse in Bildern: