Ein unerwartetes Déjàvue, ein schwedisch sprechender Hund, ein Abschied und die Zielgerade in Sicht

Ungefähr so könnte man unseren Stand momentan, Anfang August, in einem Satz schildern.
Aber ich möchte sehr gerne näher erklären, worum es geht.

Erstens: Wir befinden uns in einer Lage, die wir eigentlich bereits vor einem Jahr mit dem Verkauf unseres Hofes erledigt geglaubt hatten – es gibt zwei weitere Immobilien, die sich unseres Kaufes nicht erwehren konnten und sich nun unpraktischer Weise in unserem Besitz befinden. Eine dieser Besagten ist ein sehr schönes Haus mit wunderbarer Garage und einem Schuppen, der gleich mehrere Hühnerställe enthält. Kommendes Wochenende wird dieses Haus, in dem wir nebenbei derzeit noch wohnen, hoffentlich verkauft.
Die Andere ist ein etwas kleineres, schnuckeliges Häuschen mit Schuppen im Dornröschenschlaf – mit sehr viel Liebe kann daraus ein wunderschönes Ferienhaus bzw. Wohnhaus gemacht werden. Es hat sehr viele Überraschungen bereit gehalten, die Tobi nach und nach entdecken durfte: Zunächst einmal hat sich die Gesetzeslage bezüglich des Stromanschlusses zu unseren Gunsten entwickelt und statt eines Neuanschlusses für etwa 4000 Euro haben wir diesen umsonst bekommen. Außerdem, das war für uns kaum zu glauben, da das Haus mehrere Jahre leer gestanden hatte: Die Wasserleitungen funktionieren ohne Einschränkungen. Selbst die kaputt geglaubte Zentralheizung funktioniert und warmes Wasser gibt es auch!
Zu guter Letzt haben wir fest gestellt, dass es sich um ein verschaltes Blockhaus handelt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus – allerdings ist Tobi in seinen Träumen und in seinem Renovierungsdrang auch kaum zu bremsen… Da bleibt nur eine Lösung: schnell muss noch ein Käufer her, sonst kann das mit Kanada noch einmal länger dauern – oder?
Ehrlich gesagt, mag ich gar nicht mehr warten und gemeinsam haben wir entschieden: egal, wie die Häusergeschichte weiter geht, im August ist die Abreise nach Kanada fällig.

Von unserem Bojka habe ich ja bereits ein wenig erzählt. Er ist wirklich ein ganz besonderer Hund und total lieb. Ganz klar wird er mit uns nach Kanada auswandern. Es gibt nur eine Kleinigkeit, die eventuell etwas seltsam rüber kommen könnte. Bojka versteht natürlich alle Kommandos auf Schwedisch am allerbesten. Wir mussten die erst einmal lernen. Ich überlege immer, wie uns die Leute in Kanada anschauen werden, wenn wir unseren Hund mit: „Bojka, komm tillbacka!“ oder „Komm hit!“ rufen. Ob sie wohl denken, dass es ein deutscher Dialekt ist oder ob sie sich insgeheim über unser schlechtes Englisch wundern..??? Ein Sprachfehler wird vielleicht vermutet oder eventuell stufen sie uns kurzerhand als schwedisch ein. So oder so wird uns unsere Hundesprache immer an Schweden erinnern, das vier Jahre lang unsere Heimat war.




Unsere alte Hündin Aleesha hat mir im Mai immer und immer wieder das Herz gebrochen, denn mehrere Male hat sie auf mich den Eindruck erweckt, dass sie im Sterben liegt, nur um anschließend zur Erleichterung Aller doch wieder das blühende Leben zu sein – wenn auch nur für ein paar flüchtige Minuten. Es gab viele Auf und Abs, doch zunehmend hat sie nach und nach abgebaut, ihrem stolzen Alter von 18 Jahren entsprechend. Häufig habe ich mich von ihr verabschiedet, hatte immer mehr Mitleid mit ihren wackeligen Hinterbeinen. Viele Male haben Tobi und ich beratschlagt, ob nun der Zeitpunkt gekommen ist, in dem wir sie gehen lassen müssen. Doch so eine Entscheidung fällt nie leicht und in jedem Fall wollten wir uns beide ganz sicher und einig sein damit. Eine Zeit lang hatte ich gedacht, dass Tobi den Tierarzttermin unnötig lange hinauszögert, weil er Aleeshas Leid nicht im gleichen Maß sehen konnte wie ich. Schließlich war ich sehr viel häufiger tagsüber bei Aleesha und habe viel mehr ihrer Schwächeanfälle mitbekommen – wie sie verwirrt unaufhörlich im Kreis ging, wie ihr die Hinterpfoten abknickten, wie sie nicht mehr vom Boden aufkam. Es war herzzerreißend. Doch im Nachhinein betrachtet, war unser Abschied von ihr am 7.Juni genau der richtige Moment. Ganz ruhig hat Aleesha geschlafen, als sie im Kofferraum auf dem Weg zur Tierarztpraxis auf ihrer Decke lag. Und nach unserer Ankunft dort hat sie weiterhin tief und fest geschlafen. Lediglich als die Tierärztin ihren Chip ausgelesen hat, hat sie ganz kurz die Augen geöffnet und den Kopf gehoben, nur um anschließend sofort wieder einzuschlafen. Offenbar war sie sehr entspannt und wir waren es daher ebenfalls.
Schließlich wurde meine Traurigkeit von der Gewissheit abgelöst, dass es Aleesha von nun an wieder gut geht. Ein Gefühl des Trostes und der Erleichterung hat sich langsam aber sicher bei mir eingeschlichen. Wie bei all unseren verlorenen Tieren überwiegt nun die Dankbarkeit für den Weg, den wir gemeinsam gehen durften.

Derzeit planen wir natürlich unseren Aufbruch nach Kanada und arbeiten zielstrebig darauf hin. Wir sind gespannt auf unsere Reise. Wann sie wohl sein wird und welche Flugroute wir letztendlich wählen? Uns steht ein weiteres großartiges Abenteuer bevor, soviel ist sicher.

Planungsumsetzung und Abflug

Ich sitze bei sommerlichen 28 Grad Ende August im Schatten draußen und nehme mir etwas Zeit für die Ergänzung des inzwischen überholten Blogeintrags von vor drei Wochen.
Die Ereignisse im August haben sich überschlagen! Die erhofften Käufer, eine Familie aus Deutschland, war samstags, Mitte August, voller Zuversicht angekommen und mit einem offenbar geplatzten Traum wieder abgefahren. Sie waren desillusioniert und ich war mega enttäuscht. Tobi war wie immer positiv. Gleich am nächsten Tag kam Monika aus der Schweiz zur Besichtigung.Wir hatten sie erst ein paar Tage eher kennen gelernt, als wir bei Basti und Jenny zum Burgeressen in Dragnäs eingeladen waren. Sie hatten ja unseren Hof dort vor einem Jahr gekauft und seither Berge bewegt! Businessaufbau, Saunageländegestaltung, Außentoilettenbau, Häusersanierung, Anlegung der Hundegehege, Hunderettung, Hühnerzucht, Gästeempfang*,… Um diese Elefantenschritte bewältigen zu können, haben sie regelmäßig Helfer da – eine dieser Helferinnen ist Monika.
Zusammen mit ihrer Lina träumt Monika von einem zu Hause im wunderschönen Lappland, wo sie vielleicht einmal eine Hundeschule aufbauen wird. Daher kam ihr unser Häuser – und Hofangebot in Glommersträsk einfach nur „sehr verlockend“ vor – und nach der Besichtigung am Sonntag hat sie prompt zugesagt, alsbald unterschrieben und inzwischen ist sie dort eingezogen; zusammen mit Lina und Ayla – einer Hündin, die sie am Umzugstag von einem aus Tierschutzgründen aufgelösten Hundehof abgeholt hat. Jackpott! Wieder einmal können wir nur sagen, wie froh wir sind, einfach die richtigen Menschen für unsere Objekte zu finden. Nachdem wir Monika nun ein wenig kennen gelernt haben, ist das durchaus wieder einmal völlig zutreffend. Willkommen in Lappland, liebe Monika**!
Bojka liebt übrigens – sehr zu unserer Freude – alle drei, insbesondere Lina.

Inzwischen hatten Tobi und ich mit Hilfe von Freunden binnen weniger Tage das Haus ausgeräumt und alle Kisten und Möbel in unser blaues Märchenhaus gebracht. Gleichzeitig standen für Tobi noch mehrere Sanierungs- und Renovierungsaufgaben an und für mich ging es ans Packen, denn meinen Flug hatte ich eine Woche nach Hausverkauf gebucht. Was kann ich sagen? Ich hab es einfach endlich, endlich verdient, nach Kanada zu kommen und ich kann nicht länger warten. Es hat mir wirklich gut getan, den Abflugtermin zu kennen und mich bewusst darauf vorbereiten zu können. Die Vorfreude ist riesig!!

Wie hat er das nur wieder hinbekommen?! Derselbe Raum, ein neuer Look…


Auf den Abschied von Schweden war ich emotional alles andere als vorbereitet. Für den Tag nach dem Umzug hatte ich rund 40 Leute eingeladen, denen ich gerne Tschüß sagen wollte. Dass davon auch fast alle kommen würden, damit hatte ich nicht gerechnet! Es war mehr als überwältigend, der Eindruck der Freundschaften, die wir in Lappland innerhalb der letzten vier Jahre geschlossen hatten. Schlagartig wurde mir bewusst, wie sehr ich diese Menschen und die Umgebung vermissen werde! Es gibt allerdings einen festen Trost: Wir werden unser blaues „Häusle“ behalten, damit wir immer mal wieder herkommen können – falls wir doch einmal eine Auszeit von Kanada brauchen sollten oder aber einfach das Heimweh zu groß wird. Denn das ist Glommersträsk inzwischen für uns geworden: eine zweite Heimat mit Freunden, die sich mehr wie eine Familie anfühlen.

Warum es allerdings momentan bei mir Sommer ist und nicht Herbst – so wie es in Lappland bzw. in Nordkanada momentan ist? Ganz einfach: ich habe eine kleine Zwischenlandung in Deutschland eingelegt. So richtig los geht es dann erst in ein paar Tagen. Ich lasse es euch wissen, wenn ich in Whitehorse gelandet bin! Und natürlich hoffe ich, dass Tobi und Bojka baldmöglichst nachkommen werden. Aber vorerst wird noch gechillt – am Baggersee, mit Erdbeereis und Sahne, mit Freunden, Verwandten, …


* / ** : Wer mag, schaut gerne mal rein bei *Lapland Adventures bzw. bei **Fl4mmenb43r auf Fb oder Ig. Dort könnt ihr mehr zu Basti und Jenny und zu Monika und ihrer Bande in Erfahrung bringen. Viel Spaß!

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