Gleich vorweg: Tobi und ich glauben an jene Art Zufälle, die uns zugeworfen werden. Soll heißen: es wirft einer – mit voller Absicht – ein Ereignis, eine Begegnung, ein Hindernis, ein Angebot… und zwar so, dass es direkt vor unserer Nase landet und wir es nicht übersehen können. Uns mag das nun wie der pure Zufall vorkommen. Andere reden von Schicksal oder Glück. Wir glauben: Gott hat die Dinge gelenkt.
Aber nun der Reihe nach und zunächst in Kürze:
1. An meinem Geburtstag gehen wir mit Freunden angeln und ich fange meinen ersten Fisch; einen Barsch.
2. Dieses Jahr ist außergewöhnlich lange mild und außergewöhnlich beerenreich. Beides ist für uns super: wir haben viel zu ernten und genügend Zeit für die Vorbereitung auf den Winter.
3. Wir stehen stundenlang an einem einmaligen Burgerstand an, an dem es einen außergewöhnlichen, regional berühmten Burger geben soll, und lernen dort anschließend ganz tolle Leute kennen.
4. Wir bringen unsere Freundin in die Stadt, weil sie dort ein Auto kaufen möchte und finden bei der Gelegenheit endlich unseren Traumboden und das als unschlagbares Angebot.
Für alle, die gerne Bilder schauen: unter dem Blogeintrag findet ihr mehr davon.
Für alle, die gerne lesen, nun die ganze Geschichte etwas ausführlicher.
Freunde von uns, die uns eigentlich in Kanada besuchen wollten, deren Flug aber – genau wie der unsrige – gestrichen wurde, besuchen uns kurzerhand mit dem Wohnmobil in Schweden. Schön, dass sie auch zu meinem Geburtstag da sind und superschön, dass sie mit uns angeln gehen. Einige Male habe ich in Kanada bereits geangelt, aber immer erfolglos. An meinem Geburtstag aber habe ich Glück: nur zweimal werfe ich den Wobbler aus und zack hängt ein Barsch am Haken.
Wir sammeln fast jeden Tag Blaubeeren, kiloweise, die werden gewaschen und eingefroren bzw. getrocknet, zu Saft, Sirup, Essig und Blaubeerwein verarbeitet und alle anfallenden Reste werden als Hühner – bzw. Vogelfutter verwendet. Es ist unglaublich, aber es ist bereits Anfang Oktober und wir können immer noch ernten. Der Nachteil daran ist: Wir haben es nicht geschafft, alles winterfest zu machen. Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber alles braucht seine Zeit. Da ist es natürlich ein großartiger „Zufall“ (Bedeutung siehe oben), dass es noch derart mild draußen ist…
Und noch etwas passiert, etwas ganz Wunderbares. Unsere schwedische Freundin verrät uns, dass es im nächsten Dorf (7km von hier) einen Hamburgerstand vor dem Dorfladen geben soll. Der Burger heißt „Hubbeburger“ und dieser hat auch eine Geschichte: Hubbe, ein ehemaliger Dorfbewohner, hat den Burger auf seinem speziellen Grill gemacht. Später allerdings wurde der Grill verkauft und der neue Besitzer ist in eine der umliegenden größeren Städte, (100 km Richtung Küste) gezogen. Auf Anfrage des Ladenbesitzers hat er den beliebten Grill noch einmal aktiviert und eben diese Aktion mit dem Burgerstand gemacht. Nunja, Tobi und ich gehen hin. Ich bin begeistert: es stehen ganz viele Einheimische dort. Zeit, um Leute kennen zu lernen, denke ich. Tobi ist misslaunig: zu viele Leute stehen dort… Und er hat Recht. Denn, was wir nicht wussten: der tolle Hubbegrill ist derart mickrig, dass darauf nur 4 Frikadellen auf einmal passen. Und die Power ist derart schwach, dass diese Frikadellen 15 Minuten benötigen, um fertig zu werden. Kurzum: um an unsere Hubbeburger zu kommen, müssen wir, und das haben wir uns nach einer Viertel Stunde des Wartens selbst ausgerechnet, 1,5 Stunden warten! In der Kälte. Die Zeit vergeht etwas besser, nachdem wir mit ein paar Menschen ins Gespräch kommen. Wir überlegen zwar schon, ob wir lieber nach Hause gehen, aber das sähe ja irgendwie komisch aus. Also warten wir. Und es lohnt sich! Weniger wegen des Burgers; mehr aber wegen zweier Menschen, die wir kennen lernen, als wir mit unserer lang ersehnten Beute zurück zum Auto gehen. Neben uns parkt nämlich ein Auto mit dem Steuer auf der rechten Seite und eingestiegen ist ein sympathisch wirkendes junges Paar aus Großbritannien. Die Zwei sind ein paar Monate vor uns nach Schweden gezogen. Schon im Smalltalk wird klar: wir sind auf einer Wellenlänge. Wir tauschen Kontakte aus, verabreden uns und entdecken viele Gemeinsamkeiten.
Auch ein schöner Zufall, aber den möchte ich nur ganz kurz erwähnen: wir sind ja schon lange auf der Suche nach einem passenden Laminat. Es gibt in fast jedem nahe gelegenen Städtchen (die meisten sind so etwa 30 km von uns entfernt), einen kleinen Baumarkt. Dort haben wir aber nichts Passendes finden können. Da nun unsere Freundin Saskia ein Auto an der Küste kaufen möchte, bringen wir sie dort hin und gehen natürlich bei der Gelegenheit in die Baumärkte dort. Wir stolpern eigentlich fast über unseren Boden: zuerst gefällt uns ein weißer Laminatboden und wir wollen bereits zur Kasse, als Tobi an einem Angebotsschild „50% Rabatt“ hängen bleibt. Was darunter liegt, ist ein wunderschöner Parkett aus Esche – nicht so ein alter in Staboptik sondern so einer aus ganzen, der länge nach gesägten Dielen mit ganz toller Maserung und in einem hellen aber warmen Creme Ton. Wir wissen sofort: der ist es und kein anderer! Seit wann es das Angebot gibt und wie lange es noch da gewesen wäre, wissen wir nicht. Aber wir waren zur richtigen Zeit ganz „zufällig“ am richtigen Ort.
Die Projekte des Monats September im Überblick:
• Blaubeerernte und Verarbeitung (September und Anfang Oktober)
• Rentierfleisch parieren (wir hatten ein Rentier bei einem Sami bestellt)
Unser erstes Gericht: Rentiergeschnetzeltes. So zart!
• Die Einbauküche streichen
• Ein Birkenbett bauen
• Kleinere Basteleien
Die Füllung besteht aus Blaubeermaische, Sonnenblumenkernen und Kokosfett