Ankommen und durchstarten!

Der Zauber unserer Ankunft bleibt trotz oder gerade auch wegen der Aufgaben, die uns erwarten, erhalten. Das ist das Leben, von dem wir geträumt haben:

Häuser renovieren im eigenen Stil,

Brennholz machen,

Rasentraktor fahren,

Heu machen,

Beeren sammeln,

Erkundungen anstellen,

Tiere beobachten,….

…mal auf die Schnelle einen Hühnerstall einrichten!

Einen außergewöhnlich erlebnisreichen Tag hatten wir eines Samstags: Bereits zum Aufwachen überraschte uns ein unangekündigter „Nachbar“, ein Rentier. Was sich als Hufgetrappel herausstellte, klang zunächst wie ein seltsames Klackern. Die Überraschung kam mit dem Blick aus dem Fenster: ein großes Rentier mit beeindruckendem Geweih stapfte gemütlich durch unseren Garten und schnupperte an der Hundeleine. Kurz darauf, als ich das Fenster für bessere Sicht geöffnet hatte, kam es sogar an unseren Wohnwagen heran! Was für eine Szene: wir beide, aufgeregt aus dem Fenster blickend, und das Rentier davor, welches neugierig zurück blickt, als es vorbeiläuft… Es scheint nicht sehr scheu zu sein. Immerhin untersucht es anschließend noch kurz unsere Wäscheleine, schnuppert und frisst hier und da und trabt dann gemütlich von dannen.

Nach dem Frühstück macht sich Tobi ans Holzhacken und ich gehe mit Bonnie Himbeeren sammeln. Aleesha und Xena finden es noch zu früh um aufzustehen, sie kuscheln noch gemütlich im Wohnwagen. Bonnie ist hin und weg von dem Himbeergestrüpp und davon, dass er mich begleiten darf. Endlich taut er auf! Dabei hatte ich befürchtet, dass ich ihn nach dem Rentierbesuch gar nicht mehr aus dem Wohnwagen kriege. Immerhin war er die letzten Tage nur zögerlich und ungern rausgegangen. Es ist eben alles sehr fremd und weitläufig für unseren alten Bonnie. Jedenfalls haben wir eine Menge Spaß zusammen im Himbeergestrüpp.

Bonnie maunzt und schnurrt fast ununterbrochen und ich antworte ihm beständig, das beruhigt ihn und macht ihn mutig. Mich beruhigt es auch und immer mutiger wage ich mich ins Gestrüpp – immerhin gibt es hier Kreuzottern; aber zum Glück begegnen wir keiner – die größten und saftigsten Himbeeren wachsen mitten drin. Nach einer halben Stunde ist mein Sammelbehälter fast voll! So viele Himbeeren auf einem Haufen habe ich lange nicht gesehen! Das gibt wunderbare Marmelade.

Immernoch hat Aleesha keine große Lust, laufen zu gehen, aber raus muss sie jetzt mal. Sie macht es sich unter einem Baum in einer Mulde bequem. Dass kurze Zeit später eine Rentierkuh mit ihrem weißen Kalb in unserer Einfahrt steht, bekommt sie nicht mit. Tobi und ich hingegen bewegen uns vorsichtig durch den Wald auf die beiden zu und versuchen, tolle Fotoaufnahmen zu machen. Leider wittern uns die beiden und laufen zurück auf die Straße.

Später, beim Mittagessen, beschäftigt uns die Passage im Lukasevangelium, Kapitel 10. Frieden und Liebe sähen, das tun wir gerne, wenn wir denn mal jemandem begegnen. Aber ernten? Bisher haben wir nur Himbeeren geerntet…

Unser Nachmittag sieht aus, wie zuvor auch: Tobi sägt und hackt Holz, ich schleife die Einbauküche ab und helfe zwischendurch beim Aufschichten. Als es regnet, räumen wir noch den Hühnerstall – oder eben den Bereich der Scheune, der zum Hühnerstall werden soll – leer. Alte Fässer, verrostete Fahrradgestelle, eine Futtertränke, mehrere Holztröge und vieles mehr kommen zum Vorschein.

Am frühen Abend dann gehe ich mit Aleesha laufen. Ich lasse den Tag Revue passieren. So viel Schönes war heute! Auch wenn ich sehr erschöpft bin, so laufe ich doch noch eine große Runde und genieße es dort draußen im Wald. Das Grün, die frische Luft, der Wachholderduft zwischendurch, die Ruhe um mich herum, alles das ist Balsam für meine Seele. Wie ich so an die schönen Momente des Tages denke, beschäftigt mich plötzlich die Frage: Gott, was tun wir hier? Genießen wir nur unser Leben? Verwirklichen wir nur uns selbst, indem wir uns abschotten und nur das tun, was wir wollen? Oder was ist der Plan hier für uns? Ich hatte eigentlich beschlossen, einfach mal alle Kontakte außen vor zu lassen; dem ganzen Rest der Welt den Rücken zu kehren und durchzuatmen. Aber ist das alles? Nein, bestimmt nicht. Ob wir wollen oder nicht, wir haben hier schon besondere Menschen kennen gelernt und die Kontakte kamen unweigerlich zustande – und zwar unglaublich viele (meine ich) und meistens ganz tolle (finde ich) und regelmäßig neue! Es steckt also mehr hinter dieser Auszeit, ob mir das nun passt oder nicht. Gottes Humor eben. Und er segnet uns, soviel ist sicher. Sonst hätten wir nicht so einen großartigen Tag gehabt.

Wie zur Bestätigung dieser Gedanken, taucht beim Abendessen am Himmel ein strahlend leuchtender Regenbogen auf. Tobi und ich schenken uns ein Glas Rotwein ein und feiern diesen wunderbaren Samstag und das Ende einer erfolgreichen Woche.

5 Kommentare

  1. Alexander Hausmann

    War soooooooooo schön mit und bei euch! 🙂
    GlG, Geli und Alex 🥰

  2. Viel Glück im Norden! Ihr fehlt jetzt schon.
    Liebe Grüsse

  3. So schön zu lesen!
    Gott hat einen Plan, und sein Plan ist der Beste! Es freut mich so sehr zu sehen, wie er euch segnet 🙂

    Ganz liebe Grüßle aus dem (fast genauso schönen *hust*hust*) Strittmatt 🙂

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