Wundervolle Spätsommertage 

Fast wie Urlaub – Unser August in Lappland 2022

Wenn er kommt, dann richtig – der Sommer! Und mit ihm kommen unsere Besucher aus Deutschland – oder ist es umgekehrt? Es erweckt fast den Anschein, als hätten sie die Wärme und die Sonne mitgebracht. 

Vor allem bringen sie uns ein Stückchen Heimatgefühl und jede Menge Spaß mit.

Es gibt Dinge, die zusammen mindestens doppelt so schön sind wie allein: das erste Mal Stand Up Paddeln, Bootfahren, Shoppen, etwas bauen.

Und es gibt solche Dinge, die zu zweit und allein toll sind – wie etwa kochen, backen, stricken und Marmelade kochen, Beeren sammeln, wandern usw.

In jedem Fall hatten wir einen ganz tollen August mit vielen gemeinsamen und schönen Erlebnissen, die wir mit anderen teilen durften – was wiederum alles noch besonderer gemacht hat. Unsere Ausflüge kommen mir vor wie Urlaubstage inmitten der Aufgaben des Alltags. 

Zu unseren Besuchern hat auch Sophia gehört, eine Lehramtsstudentin, die als Work- und Travellerin zu uns kam und als Freundin wieder gegangen ist. Zusammen haben wir viel unternommen, aber auch viel geschafft. Vor allem solche Aufgaben, die ich vor mir hergeschoben habe, sind nun erledigt, wie etwa die Vorratskammer leeren und putzen und den alten Stall aufräumen und säubern. Endlich entsteht so unser Zaun, welcher das Gemüse vor Hühnern und Rentieren schützen soll.

Sophia und Tobi im Einsatz

Auch Ausflüge, die wir alleine nicht einfach so gemacht hätten, waren dran! Zum Beispiel Blaubeerwaffeln am Lagerfeuer beim See, Bootsfahrten, Quadahren, …

Dabei hatten wir die tollste Zeit. Natürlich hängt es auch damit zusammen, dass es im August erst so richtig sommerlich warm geworden ist. Wie erhofft! Sonne, Wärme und Rentiere haben sich deutlich öfter blicken lassen…

Gegen Mitte des Monats sind auch die Sterne zurück; immer eher kommt die Dunkelheit und mit ihr steigen die Chancen auf Nordlichter. Schön sind die Abende am Lagerfeuer zusammen mit Freunden und nicht nur einmal bleiben wir bis spät um zwei auf. Die grünen Streifen tanzen über die Himmel, flackern manchmal, leuchtende Streifen ziehen Bögen, ab und zu schimmern violette und gelbe Farbstreifen durch. Unfassbar schön und so unbegreiflich geheimnisvoll.

Es ist für uns immer noch etwas Besonderes, Rentiere und Nordlichter zu sehen und ich hoffe auch sehr, dass es niemals normal und selbstverständlich wird. Nochmal schöner ist es aber, wenn jemand dabei ist, der so etwas noch nie gesehen hat. Die Nacht zum Beispiel, in der wir Sophia geweckt haben, weil Nordlichter am Himmel zu sehen waren und in der sie später die Rentiere gehört und direkt an der Hütte vorbei gehen sehen hat – das ist eine Nacht, die auch wir nicht so schnell vergessen werden! 

Zu unseren schönsten Erlebnissen zählt ein Angelausflug mit zwei Booten auf dem wunderschönen See bei Grundträsk. Wir fangen zwar nicht viele Fische, aber das Wasser ist klar und glitzert in der Sonne. Es ist richtig idyllisch! 


Auch der Tag mit unserem Besuch am See ist toll! Wie gut, dass sie ihre SUP-Bretter mitgebracht haben. Mein kleiner Bruder hat schon oft davon geschwärmt und ich kann es kaum erwarten, es selbst auszuprobieren. Anfangs ist mir wirklich mulmig zumute – so starke Wellen und die Strömung und der Wind… Auch Tobi und Sophia probieren es aus und wir müssen viel lachen, denn zu Beginn landen wir fast häufiger im Wasser als dass wir auf dem Brett stehen. Am Ende klappt es erstaunlich gut und macht so richtig Spaß!

Habe ich schon erwähnt, wie beeren reich dieser Sommer ist? Himbeeren, Blaubeeren, Johannisbeeren, Preiselbeeren in Hülle und Fülle! Kein Wunder, dass meine Hauptbeschäftigung in letzter Zeit aus Beeren sammeln und verarbeiten besteht. Ich habe wieder eine mords Freude daran! Schon im vergangenen Jahr mussten wir keine Marmelade kaufen und nur sehr wenig Sirup. In diesem Jahr wird der selbst gemachte Saft und Sirup hoffentlich ausreichen. Beim Beeren sammeln oder pflücken bin ich sehr gern mit meinen Gedanken allein. Es ist eine sehr beruhigende Aufgabe, fast schon meditativ, und es macht mich richtig glücklich dort zwischen den Himbeerhecken oder im Wald.

Was mir immer schon Freude in meinem Leben bereitet hat, ist es, Wissen und Können an andere weiterzugeben und so erfüllt es mich ganz besonders, dass ich Anfängerkurse für Stricken, Backen und Schreinern geben durfte. Auch mein Wissen über Kräuter und das Gärtnern in Lappland ist häufig im Gespräch, obwohl ich darin noch eine völlige Anfängerin bin. Aber da meine Erfahrung noch frisch ist, kann ich sie auch einfach und verständlich weitergeben. Genauso wie ich gerne lehre, lerne ich auch gerne von anderen und immer am liebsten gleich im praktischen Stil. Learning by  doing – gibt es etwas Schöneres, als wenn dabei dann noch etwas entsteht, wie etwa das Regal, welches ich mit Sophia baue? Obwohl, eigentlich machen wir nur den Anfang gemeinsam und anschließend vollendet sie die Bücherzeile ganz allein! Das Ergebnis kann sich sehen lassen und macht unser Wohnzimmer um so Vieles gemütlicher. 


Noch ein Genuss für die Augen sind meine Tomatenpflanzen, die nun endlich optimale Bedingungen zum Wachsen bekommen – zumindest tagsüber. Doch selbst die vier warmen Augustwochen reichen nicht aus, um die letzten Blüten zu Fruchtansätzen zu bringen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als sie abzuschneiden. Eine echte Herausforderung! Denn eigentlich widerstrebt es mir, so gänzlich kontrovers steht es scheinbar zu meinem Wunsch, möglichst viele Tomaten zu haben. Am wenigsten klappt das an der massentragenden Sorte; es geht einfach nicht! Hunderte von Blüten an einer Rispe, wie könnte ich sie abschneiden? Eines Nachts, als ich nicht mehr schlafen kann, schleiche ich mich hinaus. Es riecht nach Schnee – es muss schon geschneit haben in den Bergen. Der erste Frost soll in zwei Wochen kommen. Im Gewächshaus hat es 6 Grad, trotz Kerzen und Infrarotheizung. Daran ist wohl der Stromausfall Schuld. Ich zünde die Kerzen an und schneide die Rispen großzügig ab. Dadurch können die vorhandenen Früchte besser wachsen. Da es aber so viele Blüten sind, stelle ich sie in eine Vase. Vielleicht kann ich sie ja eintopfen und im Haus wachsen lassen? In jedem Fall sehen die Tomatenblüten sehr schön aus. Ein würdevoller Abgang, finde ich!


Leider macht der Sommer seinen Abgang und in großen Schritten bald kommt der Herbst, das können wir uns nicht ausreden. Ebenso schnell, wie der Sommer kam, ist er nun wieder verflogen. Heute früh, am ersten September, ist es spürbar frisch draußen und der Winter liegt schon in der Luft. Ich sitze mit einer Tasse voll frischem Pfefferminztee an der Theke, gleich gegenüber der Küchenhexe und trage dicke Wollsocken, denn die Kälte zieht vom Keller herauf. Die Blätter verfärben sich goldgelb und vereinzelt schweben sie sogar schon durch die Luft, um auf dem Waldboden einen farbenfrohen Teppich zu bilden. 

Bald schon werden meine Beete abgeerntet, die Tomaten im Haus und das Holz im Keller sein. Dann folgen die kürzeren Tage und das Strickzeug wird abends wieder hervorgekramt. Doch bis es soweit ist, werden wir weiterhin Vorräte sammeln und anlegen.

Jeden Tag Schlemmereien aus de Garten – ein Traum.

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