Eine andere Art von Frühling

Die Tage sind so unglaublich lange! Die Sonne scheint warm durch unsere Fenster. Hier und da haben sich Eiszapfen gebildet, die Schneedecke verdichtet sich und sinkt weiter ab. Täglich rutschen Lawinen von den Dächern und wir bekommen Besuch von Grünfinken, Birkenzeisigen und einmal schaut sogar eine Amsel vorbei. Trotzdem sind die Nächte noch kalt! Die Schneedecke ist fast noch geschlossen und die Seen sind weiterhin eingefroren. Die Sonne steht hoch am Himmel und reflektiert im Schnee. Minus 10 Grad fühlen sich an wie T-Shirtwetter und wir laufen mit Sonnenbrillen rum. Es ist Frühlingswinter – der schönste Teil des Jahres!

Alles erwacht zu neuem Leben. Die Eichhörnchen jagen sich noch mehr um die Bäume und auch die Dompfaffen fangen an, sich gegenseitig zu necken. Immer öfter verlassen die Junghühner den Stall und laufen durch den Schnee, um die ersten grünen Stellen zu suchen. Uns geht es ähnlich! Wir sind so oft es geht draussen und fühlen uns voller neuen Tatendrangs.

Aber zurück zum März. Der Monat hat dunkel und windig begonnen und meine Stimmung war ähnlich trüb wie das Wetter, genauso meine Gedanken. Es ist ein Gefühl, das mir lange Zeit erspart geblieben war und das ich, Gott sei Dank, nur wenig kenne. Ich glaube, es ist das negativste Gefühl, das es gibt und es kommt mit ein paar richtig fiesen Freunden: Neid. Eine Einstellung, die ich kurz zuvor noch sehr verurteilt hatte! Aber wie sagt man so schön – Hochmut kommt vor dem Fall… Plötzlich wurde mir klar: Ich bin fast 40 und habe noch keine Kinder so wie andere, ich habe noch keinen Selbstversorgerhof, und überhaupt – was kann ich schon richtig? Es gibt doch vieles, was mich interessiert aber alle meine Hobbies sind nur oberflächlich angekratzt…andere können das so viel besser. Sie machen bessere Fotos, sie sind an ihrem Wunschziel angelangt, sie haben eine Familie und überhaupt machen sie alles, was ich schon längst machen wollte, nur sehr viel besser.

Die fiesen Freunde meiner neidischen Einstellung sind Frust, Depression, Wut, Trotz. Gleichzeitig hat mich ein schlechtes Gewissen geplagt und ich habe mich für meine Gedanken geschämt. Aber war es denn meine Schuld? Was konnte ich schon dafür, wenn das Leben so unfair zu mir ist.

Wirklich? Nein, natürlich nicht. Ich wollte weder so denken noch so empfinden und doch ging ich mit einer solchen Einstellung in den März.

Glücklicher Weise kam Tobis Mutter zu Besuch und bald war keine Zeit mehr für negative Gedanken und Gefühle! Sie brachte Sonne, Motivation und Wärme mit und zu zweit sind wir sehr viel Langlaufen gegangen. Meine gebraucht gekaufte Drohne kam an und wollte sofort ausprobiert werden. Ich habe Gitte ein paar Rezepte aus meinem neuen Backbuch gezeigt, wir haben Brezeln zusammen gebacken und ich war froh, dass ich wieder einmal etwas meines jüngst erworbenen Wissens weiter geben konnte. Gemeinsam haben wir Bob besucht, der auch dieses Mal wieder für Gemütlichkeit in seinem Kaminzimmer mit selbst gebackener Eierschecke und Kaffee gesorgt hat. Außerdem durfte ich den alten Bobman (so heißt eines seiner zwei Pferde) führen. Dass Bob mir das einfach so zutraut, macht mich schon mächtig stolz und dass der etwas scheue und doch manchmal neckische Bobman sich ganz brav von mir führen lässt erst recht.

Mit Gitte hatten wir eine super tolle Zeit! Kaum ein Moment wurde für Negativität verschwendet.

Nach ihrer Abreise ist da noch etwas passiert: Wir bekamen Kontakt zu einem Hühnerhalter unweit von uns und – er wollte uns seine gesamte Hühnerschar schenken! Waren das die Hühner für unseren Junghahn? Wir haben die den Hühnerhof besucht und fest gestellt: noch ein christliches Paar lebt gerade um die Ecke in Schweden! Leider werden es nicht unsere Hühner: der Chef der Bande heißt König Heinrich der Zweite und niemand will ihn hinrichten… Also haben wir die gesamte Schar lieber an unsere Freunde in Glommersträsk vermittelt. Heute, an Ostern, soll die Übergabe stattfinden und wir werden live dabei sein.

Erst seit Ende März umschließt mich plötzlich ein Frieden, wie ich ihn schon lange nicht mehr kannte. All die Negativität, die Verblendung und den Trübsinn muss wohl die Frühlingswintersonne vertrieben haben! Endlich ist mir wieder bewusst, wie glücklich ich mich schätzen darf und ich spüre es auch in mir: die Liebe, die Dankbarkeit, den Segen. Es ist nicht mehr nur diese Einstellung: „Que sera, sera“ sondern mehr noch: alles ist so, wie es sein soll und genau so ist es gut.

Aber eine Sache brauche ich endlich: die Sauna! Und ich setze alles daran, um dieses Ziel zu erreichen…Einmal mehr bin ich erstaunt, wie schnell und produktiv Tobi etwas anpacken kann. Drei Nachmittage und zwei Vormittage laufen das Sägewerk und der Innenausbau. Und siehe da: am Karfreitag war unser erster Saunaprobegang! Na dann: Frohe Ostern allerseits! Oder wie wir in unserem Kreis auch manchmal sagen: Er ist auferstanden!

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